DAS RECHT AUF RADIO 1923 – 2023: 100 Jahre Radio in Österreich & 25 Jahre Freies Radio in Wien

Ausstellungseröffnung und Diskussion zu 100 Jahre Radio, Arbeiter*innenradiobewegung, Störfunk

Am 1. April 1923 ging Radio Hekaphon auf dem heutigen Gelände des Bezirksmuseums Brigittenau, damals Firmengelände der Telegrafenfabrik Czeija, Nissl & Co, mit einem Testbetrieb on air. Es war das erste Mal, dass sich das neue Medium Radio an die Bevölkerung in Österreich richtete. Zuvor war Radio nur für militärische und Regierungszwecke genutzt worden. Doch die private Radioinitiative mit täglichem Programm währte nicht lang. Bereits ein Jahr später trat mit dem Sendebetrieb der Radio-Verkehrs-AG auch das staatliche Sendemonopol in Kraft.

Erst Mitte der 1990er Jahre wurde die restriktive Medienordnung in Österreich – als eines der letzten Länder Europas – gelockert. Nach langen Kämpfen von zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie den Radiopirat*innen, verstärkt durch den EU-Beitrittswunsch Österreichs, wurde ab 1. April 1998 Privatradio bundesweit erlaubt und das Hörfunkmonopol nach fünfundsiebzig Jahren beendet.

Neben kommerziellen Privatsendern erhielten auch die aus den Piratenradioinitiativen entstandenen nichtkommerziellen Freien Radios offizielle Sendefrequenzen. ORANGE 94.0 – das Freie Radio Wien nahm am 17. August 1998 seinen Sendebetrieb auf UKW 94.0 auf und ermöglicht seitdem mit einer partizipativen Medienpraxis interessierten Personen Radio zu lernen und zu machen – Radio für alle.

Austellungseröffnung ab 17:00
Impulse und Podiumsdiskussion: 18:00 – 20:00

  • Eröffnung
    Veronika Kaup-Hasler, Wiener Kulturstadträtin
    Hannes Derfler, Bezirksvorsteher Brigittenau
    Richard Felsleitner, Bezirksmuseum Brigittenau
  • Radioutopien & Distopien
    Ulli Weish, Geschäftsführerin ORANGE 94.0
  • 100 Jahre Radio in Wien
    Karin Moser, Wirtschafts- und Sozialgeschichte Universität Wien
  • Über die Arbeiter*innenradiobewegung
    Margit Wolfsberger präsentiert den Nachlass von Eva Brunner-Szabo
  • Radio Il/legal.
    Fiona Steinert, Radiopiratin und ORANGE 94.0 Mitgründerin
  • Podiumsdiskussion
    Medienbeteiligung und Medienbildung als demokratiepolitischer Faktor in Zeiten autoritärer Verschiebungen? moderiert von Simon INOU
     

WANN: 30.3.2023 ab 17:00
WO: Bezirksmuseum Brigittenau, Dresdner Straße 79, 1200 Wien

13.4.: Freies Radio und Wiener Widerstandskulturen

Immer wieder wurde Radio ORANGE 94.0 zu einem Rückgrat von Protestbewegungen: Als sich 2000 eine „Gegenschwarzblau“- Bewegung wegen der Regierungsbeteiligung der FPÖ bildete, berichtete ORANGE 94.0 über die Aktivitäten. Beim ersten Protestcamp gegen die Lobau-Autobahn 2006 gab es täglich Liveschaltungen und ein eigenes Radio-Redaktionszelt.
Auch bei den jährlichen Protesten gegen den Ball deutschnationaler Burschenschaften in der Wiener Hofburg ermöglichten Live-Sendungen den Hörer*innen die nächste Straßenblockade zu finden. Reporter und Aktivist Gerhard Kettler führt durch die Geschichte der Wiener Widerstandskultur und lotet aus, welche Rolle Radio ORANGE 94.0 spielte.

WANN: Donnerstag 13. April, 17–19 Uhr
WO: Bezirksmuseum Brigittenau, Dresdner Straße 79, 1200 Wien

11.5.: Stadtspaziergang zu Stationen der Radiogeschichte

Radioarchivarin Margit Wolfsberger lädt zu einem gemeinsamen Spaziergang auf den Spuren des Radios für alle in Wien ein. Ausgehend von der Geburtsstätte des Radios im Gebäude des Bezirksmuseums Brigittenau werden wichtige Stationen der Entwicklung des Radios bis zum heutigen ORANGE 94.0 Studio am Gaußplatz ergangen – Studiobesuch inklusive. Anekdoten von bestehenden Antennen-Relikte in Baumwipfeln am Kahlenberg und im Lainzer Tiergarten sowie vom Alltag der Radiopirat*innen, die stets auf der Hut vor der Post waren, die illegales Senden verfolgte,geben lebendige Einblicke in diese Radio-Zeiten.

Stadtspaziergang mit Margit Wolfsberger

WANN: 11.5.2023 ab 17:00
WO: Treffpunkt Bezirksmuseum Brigittenau, Dresdner Straße 79, 1200 Wien

25.5.: Erzählcafé – Störfunk, Radiopirat*innen und die Geburtsstunde von ORANGE 94.0

Der Weg zur eigenen Sendefrequenz von ORANGE 94.0 war von zivilgesellschaftlichem Engagement unterschiedlicher Gruppen geprägt. Radioaktivist*innen der ersten Stunden erzählen von Erlebnissen ihrer persönlichen Radiogeschichte, der Motivation zu Störfunk-Interventionen gegen den terrestrischen Sendebetrieb des ORFs, über illegale Radiopirat*innenzeiten auf den Dachböden Wiens – wie der Technischen Universität – und über die Beweggründe sich für den Fall des Hörfunkmonopols einzusetzen. Welches Resümee kann nach 25 Jahren zur Entwicklung des Radios getroffen werden, und welche Bedeutung nimmt Freies Radio in einer digitalisierten Zeit ein? moderiert von Ulli Weish

Erzählcafé mit Radiopirat*innen der ersten Stunde, moderiert von Ulli Weish

WANN: 25.5.2023 ab 17:00 – 19:00
WO: Treffpunkt Bezirksmuseum Brigittenau, Dresdner Straße 79, 1200 Wien